Viele zum Verkauf stehende Wohnungen oder Häuser werden vor der ersten Besichtigung durch Kaufinteressenten hergerichtet, damit sich der potentielle Käufer ein besseres Bild von den Nutzungsmöglichkeiten machen kann. Homestaging heißt dieses Aufhübschen im Fachjargon auf Neudeutsch. Ob Möblierung aber einen Raum größer oder geräumiger erscheinen lässt, kann nicht so ohne Weiteres gesagt werden. Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) können diese Vermutung nicht bestätigen.
"Unsere Studie zeigt, dass die Beziehung zwischen der Wahrnehmung von Innenräumen und der Möblierung wesentlich komplexer ist als gedacht", sagt Dipl.-Psych. Christoph von Castell vom Psychologischen Institut der JGU. Obwohl die Innenraumgestaltung ein großes Thema ist, gibt es dazu kaum wissenschaftliche Belege. Die Ergebnisse zweier Studien deuten darauf hin, dass möblierte Räume als höher, aber auch als weniger geräumig empfunden werden. In Zeitschriften über Architektur oder Innenarchitektur finden sich viele Ratschläge für die Einrichtung von großen und kleinen Räumen. "Leider fehlt für praktisch all diese detaillierten Empfehlungen der empirische Nachweis", sagt Christoph von Castell. "Wir können auf jeden Fall davon ausgehen, dass unsere Wahrnehmung der Raumdimensionen nicht mit der Empfindung von Geräumigkeit übereinstimmen muss". Ein großer Raum wirkt also nicht unbedingt auch geräumig. Auch die Möblierung eines Raumes lässt ihn wohl nicht geräumiger wirken, sondern im Gegenteil eher etwas weniger geräumig.